TACTICS

Kooperation verbessern, Gefährdung verringern

Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen!

Die Zusammenarbeit zwischen der Polizei, den Interventionsstellen und Opferschutzeinrichtungen ist der Schlüssel zu einer wirksamen Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen.


Unter dem Titel “TACTICS – Improving the response and follow-up of victims and perpetrators of domestic violence by police authorities” arbeitet GESINE Intervention seit April 2023 in einem dreijährigen EU-Projekt. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Verbesserung der unmittelbaren Reaktion und der nachfolgenden Interventionsschritte der Polizeibehörden bei Einsätzen Häuslicher Gewalt sowie der Ausbau der Kooperation mit Täterprogrammen und spezialisierten Opferschutzeinrichtungen wie Frauenberatungs-, Interventionsstellen, Frauenhäusern etc. zur Implementierung eines umfassenden Hochrisikomanagements.

Wenn Polizeibeamte auf Fälle von Häuslicher Gewalt aufmerksam gemacht werden, stehen ihnen unterschiedliche Eingriffsinstrumente zu Verfügung. Hierzu gehören neben der getrennten Befragung von Opfern und Tatverdächtigen und der Wohnungsverweisung auch die Deeskalationshaft sowie die Vermittlung des Opfers an eine Interventionsstelle. Häusliche Gewalt erfordert eine eindeutige und unmissverständliche Reaktion des Staates zur Inverantwortungnahme des Täters durch Polizei und Justiz. Durch eine umfassende psychosoziale und rechtliche Beratung von Opfern, können diese die notwendigen rechtlichen Maßnahmen prüfen und einleiten. Die psychosoziale Stabilisierung nach Gewalttaten schafft die Voraussetzung, dass sich Opfer mittelfristig von der erlebten Gewalt erholen und Schritte unternehmen können, um sich und ihre Kinder vor weiterer Gewalt zu schützen. Zahlreiche Hindernisse, darunter strukturelle, organisatorische und individuelle, hindern die Strafverfolgungsbehörden daran, die notwendigen Vermittlungen vorzunehmen und ein umfassendes Risikomanagement zu etablieren.

Studien haben gezeigt, dass in vielen EU-Ländern Hindernisse bestehen, Gewaltrisiken zu erkennen und Opfern notwendigen Schutz und Unterstützung zu gewähren. Dies führt in letzter Konsequenz zu einer anhaltend hohen Zahl von Mordversuchen und vollendeten Femiziden in den verschiedenen EU Ländern. Allein in Deutschland sind in den letzten 10 Jahren ca.1.600 Frauen aktenkundig durch ihren Partner oder Ex Partner getötet worden.

Es zeigte sich auch, dass in diversen Lebenslagen ein erhöhtes Risiko besteht, Opfer Häuslicher Gewalt zu werden. Das Erkennen von Gewaltrisiken und eine entsprechende polizeiliche Intervention weist in einigen Lebenslagen ebenfalls große Lücken auf. Hierzu gehören zum Beispiel Behinderung, Pflegebedürftigkeit, hohes Alter, Obdachlosigkeit, das Leben in Einrichtungen (Asyl, Pflegeheim usw.). Die Betroffenen sehen sich ihrerseits großen Hindernissen ausgesetzt, rechtliche Hilfe und psychosoziale Beratung in Anspruch zu nehmen.

Gemeinsam mit ExpertInnen aus 6 weiteren europäischen Ländern wird GESINE Intervention auf die Überwindung der bestehenden Hindernisse hinwirken. Das Ziel ist, durch die gemeinsame Analyse der Schutzlücken, der Entwicklung wirksamer Interventionsmaßnahmen und der Umsetzung von entsprechenden Fortbildungen für Polizei, RichterInnen, StaatsanwältInnen und psychosoziale Fachkräfte, einen verbesserten Schutz von Frauen und ihren Kindern vor akuter Gewalt zu erreichen.

Unsere Arbeit

Während der dreijährigen Projektlaufzeit wird das TACTICS-Team:

  • eine Analyse der polizeilichen und gerichtlichen Praxis bei Häuslicher Gewalt in 7 europäischen Ländern durchführen: Estland, Frankreich, Belgien, Deutschland, Griechenland, Spanien und Rumänien
  • Strategien entwickeln und Kooperationen ausbauen, um die behördenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz, Opferschutz- und Interventionsstellen und Täterprogrammen zu unterstützen
  • vorhandenes Schulungsmaterial verbessern, um die Strafverfolgung der Täter und den Schutz von Frauen und Kindern unter Berücksichtigung ihrer individuellen Lebens- und Risikosituation zu verbessern (z.B. Alter, Pflegebedürftigkeit, Obdachlosigkeit, prekäre soziale Lage usw.).
  • effektive Datenerfassungs- und digitale Instrumente zur kontinuierlichen Verbesserung der koordinierten Maßnahmen entwickeln und gemeinsam nutzen
  • strukturelle Veränderungen und eine Formalisierung der Zusammenarbeit zwischen Polizei, Justiz  sowie Frauenschutzeinrichtungen  und Interventionsstellen durch den Abschluss von Kooperationsvereinbarungen durchführen