Mögliche Reaktionen auf gewalttätige Übergriffe
Die Reaktionen auf Gewalt besser zu verstehen hilft Angehörigen, FreundInnen und KollegInnen
Gewalt ist nicht gleich und Gewalt macht nicht gleich!
- Manche Frauen sprechen unmittelbar im Anschluss über die Tat, wollen kurze Zeit später jedoch nicht mehr darüber reden.
- Manche Frauen reagieren sehr emotional, sie sind wütend und reizbar.
- Andere fühlen sich ohnmächtig, schutzlos und ängstlich.
- Manche Frauen fühlen sich schuldig oder schämen sich.
- Manche Frauen können nicht über die Tat sprechen oder sie schützen sich, indem sie das Geschehen leugnen.
- Viele Frauen ziehen sich zeitweise aus ihrem sozialen Umfeld zurück oder werden vom Täter isoliert.
- Andere haben Angst vor dem Alleinsein oder halten bestimmte Situationen, in denen sie allein sind, nicht aus.
Die Art und Weise, wie ein Mensch auf Gewalterfahrungen reagiert, hängt von vielen Faktoren ab:
Wenn die Gewalt vom Partner oder der Partnerin oder einer sonstigen sehr vertrauten Person ausgeübt wird, sind die seelischen Folgen oft besonders schwerwiegend. Gewalt in engen Beziehungen ist ein fundamentaler Vertrauensbruch, der die Betroffenen oft tief erschüttert. Das Risiko für die Entstehung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder einer Depression steigt erheblich. Zugleich kann die anhaltende Bedrohung durch den Täter zu Rückzug und Isolation führen. Oft werden Frauen von gewalttätigen Partnern auch unter Druck gesetzt, die Kontakte zu Eltern oder Freundinnen und Freunden abzubrechen. Die Angst vor den Folgen kann der Grund sein, dass sich eine Frau nicht von ihrem gewalttätigen Partner trennen will.
Ein sexualisierter Übergriff oder eine Vergewaltigung hat erhebliche Auswirkungen. Nach einer sexualisierten Gewalttat fühlen sich viele Frauen beschmutzt. Oftmals folgen Scham- und Schuldgefühle, das Gefühl, die falschen Signale gesendet zu haben. Diese Schuldgefühle erschweren die Verarbeitung des Geschehenen. Sprachlosigkeit, Selbsthass, Rückzug können zusätzlich zu sozialer Isolation der betroffenen Frau führen. Auch nach sexualisierter Gewalt steigt das Risiko für die Herausbildung einer PTBS oder einer Depression.
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz bringt die Betroffenen – ähnlich wie Mobbing – in eine schwierige Situation. Melden sie den Vorfall ihrem Arbeitgeber, wissen sie nicht sicher, welche Konsequenzen das für den Täter oder sie selbst haben wird. Recht haben und Recht bekommen sind – gerade wenn sich keine aussagebereiten Zeugen finden lassen – zweierlei Paar Schuhe. Schweigt die betroffene Frau aber, läuft sie Gefahr, dass der Täter weiter macht. Diese Situation ist zermürbend und führt nicht selten in ein Burnout.