Gewalt gegen Frauen – mehr Informationen

Gewalt gegen Frauen

Hier finden Sie vertiefende Informationen zu Gewalt gegen Frauen im Zusammenhang mit sexueller Belästigung, sexualisierter Gewalt inklusive Vergewaltigung, Cybergewalt, weiblicher Genitalverstümmelung (FGM), Stalking, Zwangsverheiratung, sexuellem Missbrauch an Mädchen und Femiziden.

Auch Partnerschaftsgewalt und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zählen zu Gewalt gegen Frauen. Zu vertiefenden Informationen zu diesen beiden Themen werden Sie weitergeführt:

Partnerschaftsgewalt finden Sie hier.

Sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz finden Sie hier (bitte scrollen)

Sexuelle Belästigung

In einer europaweiten Befragung FRA (2014) zu Gewalt gegen Frauen gaben 45%- 55% der Frauen über 15 Jahre an, mindestens einmal sexuell belästigt worden zu sein. Jede fünfte Frau (21%) innerhalt der letzten 12 Monate vor der Befragung. Sexuelle Belästigungen sind vielschichtig und reichen von körperlicher bis hin zu virtueller Belästigung. Als besonders schwerwiegend wurden u.a. folgende Formen sexueller Belästigung genannt:

  • Unerwünschte Umarmungen, Berührungen oder Küsse;
  • Zweideutige, sexuell anzügliche Kommentare, durch die sich die Frau beleidigt fühlt;
  • Zusendung sexuell anzüglich Bilder, durch die sich die Frau beleidigt oder angegriffen fühlt;
  • Unsittliche Entblößungen vor der Frau;
  • Nötigung zur Ansicht pornographischen Materials gegen den Willen der Frau;
  • Zusendung unerwünschte eindeutige E-Mails, die die Frau angreifen oder beleidigen.

Besonders betroffen von sexueller Belästigung sind Frauen zwischen dem 18. und 39. Lebensjahr. EU-weit 37 % der betroffenen Frauen gaben an, zwei oder drei unterschiedlichen Formen sexueller Belästigung, 27 % bis zu sechs unterschiedlichen Formen und 8 % über sechs unterschiedlichen Formen sexueller Belästigung erlebt zu haben.

Sexuelle Belästigung betrifft häufiger Frauen mit Universitätsabschluss und in Führungspositionen: So haben 75 % der Frauen in der Führungsspitzengruppe im Vergleich zu 56% der Frauen aus der Kategorie „gelernten Arbeiterinnen“ mindestens einmal eine sexuelle Belästigung erlebt (FRA, 2014).

Berufstätige Frauen sind oftmals Arbeitsumgebungen ausgesetzt, in denen ein für sie erhöhtes Risiko besteht: So kamen in 38% aller Befragungen die Täter_innen aus dem Arbeitsumfeld. Hauptsächlich erfolgte die sexuelle Belästigung zu 68% durch der Frau zuvor unbekannte Männer (FRA, 2014).

 

Sexualisierte Gewalt bis hin zur Vergewaltigung

Sexualisierte Gewalt ist ein Mittel, um Macht gegenüber dem Opfer zu demonstrieren. Es wird häufig eingesetzt um Frauen und Mädchen zu unterwerfen und/ oder zu demütigen. Je 10. Frau gab im Rahmen einer EU-Befragung an, seit ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal vergewaltigt worden zu sein (FRA, 2014). Von den Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt wurden, nannte jede 10. Frau, dass diese Gewalt von mehreren Personen begannen wurde. Nur etwa jedes 4. Opfer meldet sich bei der Polizei oder sucht anderweitig Hilfe. Die anderen schweigen aus Scham oder Angst (FRA, 2014).

In einer repräsentativen Untersuchung in Deutschland gaben 3% der Frauen an, seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexualisierter Gewalt erlebt zu haben (Müller, Schröttle, 2004). Etwa 47% der Betroffenen sprachen mit niemandem darüber. Wenn Frauen über die erlebte Gewalt sprechen, dann zuerst und am häufigsten mit Personen aus ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld.

Cybergewalt

Im Rahmen der EU-weiten Befragung zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen (FRA, 2014) gaben von den insgesamt 42.000 Befragten gaben 11 % der Frauen an bereits unangemessene Annäherungsversuche in den sozialen Medien erlebt oder E-Mails / SMS-Nachrichten mit eindeutig sexuellem Inhalt erhalten zu haben. Besonders betroffen waren junge Frauen (18–29 Jahre), die zu 20 % bereits Cybergewalt erfahren haben.

In einem Bericht des European Institut for Gender Equality (EIGE, 2017) wird der aktuelle Forschungsstand zum Thema Cybergewalt gegen Frauen und Mädchen dargelegt. Die Autorinnen stellen fest, dass Cybergewalt sich nicht auf den virtuellen Raum beschränkt, sondern meist auch im Zusammenhang mit analoger Gewalt zu finden ist.

Im Rahmen des Projekts „Aktiv gegen Cybergewalt“ führte der BBF eine Umfrage zu Cybergewalt gegen Frauen (Bff, 2017) in Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen durch. Cybergewalt betrifft besonders Frauen mit unsicherem Aufenthaltsstatus, Frauen mit Lernschwierigkeiten und Frauen in Trennungsprozessen. In der Auswertung dieser Umfrage finden sich viele Beispiele für Cybergewalt gegen Frauen. Mehr zu dem Projekt und den Ergebnissen der Umfrage finden Sie unter: https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/weitere-informationen-226.html.

 Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation)

Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation – FGM) ist eine schwere Menschenrechtsverletzung und Ausdruck von Unterdrückung, Demütigung, Inbesitznahme und ökonomischer Verwertung von Mädchen und Frauen (Terre des Femmes, 2020). Weltweit sterben ca. 25% der betroffenen Mädchen und Frauen entweder während der Genitalverstümmelung oder an den Folgen. FGM wird in der Regel ohne Betäubung durchgeführt, sodass die Betroffenen extreme Schmerzen erleiden und nach dem Eingriff meist hochgradig traumatisiert sind. Terre des Femmes schätzt die Anzahl der von FGM gefährdeten Mädchen und betroffenen Frauen in Deutschland nach Bundesländern ein (Statista, 2018).

In einer deutschen Studie (Nestlinger et al., 2017) wurden auch insgesamt 52 beschnittene Frauen in München, Köln, Frankfurt und Berlin interviewt. Sie berichteten, dass es im jeweiligen Heimatland eine bedeutende Praktik sei, die einer Frau den Platz in der Gesellschaft sichere. Einige waren der Meinung, das FGM dazu diene, den Frauen weh zu tun und in ihrer Sexualität einzuschränken. Waren die betroffenen Frauen bereits über vier Jahre in Deutschland, nahm die Bedeutung einer FGM für die jeweilige gesellschaftliche Stellung deutlich ab. Die meisten wussten, dass FGM in Deutschland strafbar ist. Einige vermuteten, dass FGM aber durchaus beispielsweise im Rahmen von Heimaturlauben bei Töchtern geschehen könne.

Stalking

Im Rahmen der EU-weiten Befragung von Frauen gab jede 5. Frau an, seit ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal von Stalking betroffen gewesen zu sein. In drei von vier in der Befragung genannten Fällen wurde keine Anzeige erstattet (FRA, 2014).

In Deutschland gaben 24% der befragten Frauen an, seit ihrem 16. Lebensjahr mindestens einmal das Opfer von Stalking gewesen zu sein. Etwa 80% der Tatverdächtigen waren männlich, zumeist Ex-Partner (Müller, Schröttle, 2004).

Zwangsverheiratung

„Zwangsverheiratungen liegen dann vor, wenn mindestens einer der Eheleute durch die Ausübung von Gewalt oder die Drohung mit einem empfindlichen Übel zum Eingehen einer formellen oder informellen (also durch eine religiöse oder soziale Zeremonie geschlossenen) Ehe gezwungen wird und mit seiner Weigerung kein Gehör findet oder es nicht wagt, sich zu widersetzen“ (Mirbach et al. 2011).

Im Rahmen einer deutschen Untersuchung zu Zwangsverheiratungen (Mirbach et al. 2011) wurden 1500 Beratungsstellen schriftlich befragt. Zusätzlich erfolgte eine sechmonatige Dokumentation von individuellen Beratungsfällen in ca. 100 Beratungsstellen. Die Autoren betonen, dass keine Angaben zur Häufigkeit gemacht werden können. Da es in vielen Fällen zum Aufsuchen mehrerer Beratungsstellen kommt und auch die Dunkelziffer hinter den dokumentierten Fällen erheblich sei.

In 2008 lag der Anteil der Fälle im Zusammenhang mit Zwangsverheiratung bei ca. 50%; in Migrant_innenberatungsstellen betrug der Anteil 43%. In Beratungsstellen für männliche Jugendliche und in Lesben/Schwulenberatungsstellen war es für 30% ein Thema (Mirbach et al. 2011).

In erster Line waren junge Mädchen bis zum 17. Lebensjahr (30%) und junge Frauen zwischen 18- 21 Jahre (40%) von Zwangsheirat bedroht. Fast alle haben einen Migrationshintergrund. Die meisten (32%) sind in Deutschland geboren. Der Anteil der türkischen Mädchen und Frauen lag bei 23%.

Zwei Drittel der betroffenen Frauen gaben an, bereits in der Familie Gewalt erlebt zu haben und auch im Rahmen von Drohungen nannten 70% der betroffenen Frauen psychische Gewaltformen: anbrüllen, demütigen, erniedrigen (Mirbach et al. 2011).

Sexueller Missbrauch an Mädchen

In einer deutschen Studie (Posch, Bieneck, 2016) mit 9.000 Teilnehmenden berichteten 6,7% der Frauen im Vergleich zu 1,4% der Männer von sexueller Gewalt mit Körperkontakt vor dem 16. Lebensjahr. Diese und weitere Forschungsergebnisse (Kindler, Derr, 2018) zeigen eine deutlich höhere Betroffenheit von Mädchen gegenüber Jungen.

Bei Mädchen mit Behinderung liegt der Anteil 2-3fach über dem von nichtbehinderten Mädchen (Schröttle, Hornberg, 2012). Sexueller Missbrauch von Kindern ereignet sich überwiegend im familiären Kontext während sexuelle Gewalt gegen Jugendliche überwiegend unter Freunden, Bekannten, Mitschülern oder Ex-Partnern stattfindet (Posch, Bieneck, 2016; Maschke, Stecher, 2018).

Femizid

In 2017 wurden 141 Frauen durch ihren (Ex-)Partner getötet. Insgesamt wurden auf 223 Frauen Mord- oder Totschlagversuche durch den (Ex-Partner) verübt (BKA, 2019). Die Täter waren zu in 2 von 3 Fällen Deutsche.

Literaturangaben

Cybergewalt

Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (2017): Fachberatungsstellen und die Digitalisierung geschlechtsspezifischer Gewalt. Ergebnisse einer Umfrage unter Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen im bff.

EIGE European Institut for Gender Equality (2017): Cyber-Violence against women and girls. Zugriff unter: https://eige.europa.eu/publications/cyber-violence-against-women-and-girls.

 

Sexueller Missbrauch an Mädchen

Posch, L.; Bieneck S. (2016): Sexual Abuse of Children and Adolescents: Prevalence and Trends. In: Baier, D.; Pfeiffer, C. (Hrsg): Representative Studies on Cictimisation. Nomos, Baden-Baden.

Maschke, S.; Stecher, L. (2018): Sexuelle Gewalt: Erfahrungen Jugendlicher heute., Beltz, Weinheim.

Kindler, H.; Derr, R. (2018): Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Fortschritte, gegenwärtiger Stand und Perspektiven. In: BZgA-Forum: Sexualaufklärung und Familienplanung. Eigenverlag, Köln.

Schröttle, M.; Hornberg C. (2012): Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland. Ergebnisse der quantitativen Befragung. Endbericht. Bielefeld, Frankfurt, Köln, München: BMFSFJ. Zugriff unter: https://www.bmfsfj.de/blob/94206/1d3b0c4c545bfb04e28c1378141db65a/lebenssituation-und-belastungen-von-frauen-mit-behinderungen-langfassung-ergebnisse-der-quantitativen-befragung-data.pdf

 

Sexuelle Belästigung

FRA (2014): Violence against women: an EU-wide survey. Main results report, dt: Gewalt gegen Frauen: Eine EU-weite Erhebung – Ergebnisse auf einen Blick. Zugriff unter: https://fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/fra-2014-vaw-survey-at-a-glance-oct14_de.pdf.

 

Sexualisierte Gewalt bis hin zur Vergewaltigung

FRA (2014): Violence against women: an EU-wide survey. Main results report, dt: Gewalt gegen Frauen: Eine EU-weite Erhebung – Ergebnisse auf einen Blick. Zugriff unter: https://fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/fra-2014-vaw-survey-at-a-glance-oct14_de.pdf.

 

Müller, U., Schröttle, M. (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland – Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Hrsg. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin.

 

Weibliche Genitalverstümmelung

Statista (2018). Infografik zu weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland. Zugriff unter: https://de.statista.com/infografik/19625/weibliche-genitalverstuemmelung-in-deutschland/

 

Terre des Femmes: Weibliche Genitalverstümmelung. Beweggründe und Risiken. Zugriff unter:https://www.frauenrechte.de/unsere-arbeit/themen/weibliche-genitalverstuemmelung/allgemeine-informationen/beweggruende-und-risiken.

Nestlinger, J.; Fischer, P.; Jahn, s.; Ihring, I., Czelinski, F. (2017): Eine empirische Studie zur weiblichen Genitalverstümmelung in Deutschland. Zugriff unter: netzwerk-integra.de/startseite/studie-fgm/.

 

Stalking

FRA (2014): Violence against women: an EU-wide survey. Main results report, dt: Gewalt gegen Frauen: Eine EU-weite Erhebung – Ergebnisse auf einen Blick. Zugriff unter: https://fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/fra-2014-vaw-survey-at-a-glance-oct14_de.pdf.

Müller, U., Schröttle, M. (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland – Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Hrsg. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin.

 

Zwangsverheiratung

Mirbach, T.; Schaak, T. Triebl K. (2011): Zwangsverheiratung in Deutschland. Anzahl und Analyse von Beratungsfällen. Zugriff unter: https://www.bmfsfj.de/blob/95584/d76e9536b0485a8715a5910047066b5d/zwangsverheiratung-in-deutschland-anzahl-und-analyse-von-beratungsfaellen-data.pdf.

 

Femizid

Bundeskriminalamt (2019): Partnerschaftsgewalt – Kriminalstatistische Auswertung. Berichtsjahr 2018.