Sexuelle Übergriffe gegen pflegebedürftige Frauen

Informationen für Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen

ich hab da ein komisches Gefühl“


In einer Einrichtung mit pflegebedürftigen Menschen zu arbeiten kann erfüllend sein und ist zugleich oft eine große Herausforderung. Arbeitsverdichtung, schwierige Pflegesituationen, viel Bürokratie und notorisch zu wenig Personal und oft auch zu wenig Examinierte . Umso wichtiger, sich gut mit den Kolleginnen und Kollegen zu verstehen und sich auf das Team verlassen zu können. Viele Pflegende gehen im Alltag oft über die Grenzen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten und den Menschen, ein würdiges Leben zu ermöglichen.

Und zugleich:

Manchmal ist nicht alles ok im Team. Manchmal beschleicht den Einen oder die Andere ein mulmiges Gefühl, wenn sie mitbekommt, wie der Kollege oder die Kollegin sich gegenüber Pflegebedürftigen verhält. Und selten – aber manchmal eben doch – ist das Gefühl ein bisschen stärker und Sie fragen sich, was macht der Kollege eigentlich in der Grundpflege? Gesehen haben Sie nichts, vielleicht gibt es im Kolleginnenkreis die eine oder andere Bemerkung, den ein oder anderen Witz über den Kollegen, der nichts anbrennen lässt. Aber in erster Linie haben Sie nur Ihr Gefühl. Was tun?

Die traurige Wahrheit ist: Was Sie tun sollten, ist nicht unbedingt das, was Ihren Arbeitgeber erfreuen wird, denn solchen Dingen nachzugehen, erfordert einigen Aufwand. Aber: Solche Gefühle, wie die Ihren, sind ernst zu nehmen. Nicht als Wahrheit, sondern als Zeichen dafür, dass irgendetwas nicht stimmt. Eine verantwortungsbewusste Einrichtungsleitung, wird daher Einiges unternehmen, um herauszufinden, was genau nicht stimmt und an Lösungen arbeiten. Es kann ja sein, dass der lange Aufenthalt im Zimmer ein Zeichen für besonders mitfühlende Pflege ist, die sich alle anderen kaum noch leisten können, obwohl alle gerne mal wieder die Zeit haben würden. Aber vielleicht verbirgt sich auch etwas anderes dahinter. Übergriffiges Verhalten zum Beispiel.

Es stellt sich die Frage, was Sie konkret Sie – im Falle eines Falles – tun können und vor allem, wie?

Wir unterstützen Sie dabei, das Erlebte zunächst mal zu reflektieren. Wir bieten Ihnen den geschützten Raum, Ihrem mulmigen Gefühl auf die Spur zu kommen. Dabei besprechen wir auch, ob und welche Schritte Sie gehen können, die zu Ihrer persönlichen Situation und dem Unternehmen, für das Sie arbeiten passt. Unser Ziel ist es, mögliche Opfer vor Gewalt und Übergriffen effektiv zu schützen und andererseits, Mitarbeitende und Organisationen darin zu unterstützen, sich sicher auf dem schmalen Pfad wischen irrtümlicher Verdächtigung und möglichem Verschweigen gewalttätiger Übergriffe zu bewegen.

Für Leitungspersonen einer Pflegeeinrichtung

Das Offenlegen eines Fehlverhaltens eigener Mitarbeiter stellt jede Pflegeeinrichtung vor große Herausforderungen. Der Ruf der Einrichtung wird gefährdet, Angehörige sind betroffen, wütend, verzweifelt oder  auch aggressiv, die Pflegeaufsicht kann sich einschalten und die Mitarbeitenden stehen unter Stress. Auch das ganze Unternehmen kann durch massive Gewaltvorfälle in Kritik und somit in Gefahr geraten.

Was können Sie tun, um die Krise bestmöglich anzugehen?

Zunächst einmal müssen die Opfer der Übergriffe im Mittelpunkt stehen. Ihre Versorgung sicherzustellen, eine angemessene Krisenintervention umzusetzen, und fachliche, möglichst externe Unterstützung anzubieten sind sinnvolle Schritte. Auch die Angehörigen benötigen Ihre Unterstützung. Das Bedauern über die Vorfälle auszudrücken sollte selbstverständlich sein und einem angemessenen Rahmen erfolgen.

Hilfreich ist es auch, den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, über die Situation offen zu sprechen. Eine professionelle Moderation solcher Gespräche kann Ihnen die negativen Folgen ungesteuerter Kommunikationsprozesse ersparen.

Transparenz, Offenheit und – mittelfristig – die Etablierung eines umfassenden Gewaltschutzkonzeptes sind wichtige Bausteine einer erfolgreichen Krisenbewältigung im Bereich interpersonaler Gewalt.

Viele Organisationen stehen der Idee, in solch einer schwierigen Lage Unterstützung durch Externe in Anspruch zu nehmen, kritisch gegenüber. Aber warum sollten Sie ohne Unterstützung mit einer Krise fertig werden wollen, wenn es auch anders geht?

Ziel muss es sein, zukünftig ähnliche Vorfälle zu vermeiden und auf Krisen, die sich nicht vermeiden lassen, gut vorbereitet zu sein.

Wir begleiten seit vielen Jahren Organisationen in der Entwicklung von Interventions- und Schutzkonzepten und in der Krisenbewältigung bei Gewalt.

Informieren Sie sich hier über unsere aktuellen Fortbildungsangebote…

Bei Fragen kontaktieren Sie uns gerne unter: 02336 – 475 91 52