Gesundheitliche Auswirkungen im Zusammenhang aktiver Gewaltausübung

Gesundheitliche Folgen im Kontext abhängigkeitsfördernder Substanzen

Im Bevölkerungsdurchschnitt dominieren Männer den Konsum von abhängigkeitsfördernden Substanzen überdurchschnittlich. Dies führt zu entsprechenden gesundheitlichen Folgen eines regelmäßigen problematischen Konsums. Dazu zählen u.a. Herzinfarkte, Apoplexerkrankungen oder Karzinome (WHO, 2016; Pabst, 2013).

In der Fachöffentlichkeit wurde der Zusammenhang Sucht und Gewalt schon häufiger intensiv und kontrovers diskutiert (Schäfer, 2006). Besonders die Kombination zwischen substanzbezogenen Störungen und Gewalterlebnissen während der Kindheit und Jugend wurde thematisiert (Schäfer et al., 2016). Suchtprobleme gehören zu den häufigsten Folgen von früher erlebter Gewalt und Vernachlässigung (Schäfer et al., 2016, Hien et al., 2005). Neben Sucht als Folge von Gewalt, kann Sucht auch die Ursache für Gewalt sein. Hierbei sind der schädliche Gebrauch und die Abhängigkeit von Substanzen bei den Eltern eine der wichtigsten Ursachen für die erlebte Gewalt der Kinder.

Gewalt- und suchtassoziiertes Verhalten selbst sind wiederum Risikofaktoren für die Beeinträchtigung der Gesundheit. Gewalt macht auch Täter krank. Dazu zählen eine erhöhtes Risiko von Gewalterleben und/ oder Täterschaft, eine höhere Affinität zu riskantem gesundheitsbezogenen Verhalten, Suchtmittelmissbrauch, Suizidversuche, Infektion von sexuell übertragbaren Erkrankungen oder Probleme bezogen auf Kinderwunsch und Reproduktion (Loudermilk et al., 2018, Habel, 2019).

Die langfristigen Gesundheitsfolgen erlebter Gewalt und Sucht verweisen auf deren Bedeutung auch jenseits der Akutversorgung (Kapella 2011, Morgenroth, 2011). Somit ist die jeweilige Aufnahme der Perspektiven sowohl in der Gewalt-als auch in der Suchtprävention dringend geboten.

In der Studie von Gloor & Meier (2013) zum Thema Alkoholkonsum und Paargewalt werden auch gesundheitliche Zusammenhänge deutlich. Sowohl in der Opfer- als auch in der Gewaltberatung wird am häufigsten der Zusammenhang Alkohol und physische Gewalt genannt (82% der Teilnehmerinnen aus der Opferberatung und 77% der Teilnehmer aus der Gewaltberatung). Es besteht ein hoher Zusammenhang zwischen häuslicher Gewalt und Alkoholkonsum: In der Opferberatung haben 43 % der Frauen welche häusliche Gewalt erfahren, einen gewaltausübenden Mann, welcher auch einen problematischen Alkoholkonsum aufweist. Zusammenfassend ließ sich feststellen, dass es bei der konkreten Beratung von Dualproblematiken (Häusliche Gewalt und Alkohol), wie auch in der Zusammenarbeit zwischen spezialisierten Gewalt- & Suchtberatungsstellen noch vielfältige Lücken bestehen. Auf beiden Seiten fehlen institutionelle Handlungsrichtlinien, Leitlinien und Informationen über jeweilige Beratungsinhalte des anderen Problembereichs.

Cannabiskonsum

Hoch et al (2018) resümieren in ihrer Übersichtsarbeit zu Cannabis die Ergebnisse bezogen auf den Effekt von Cannabiskonsum und gewalttätigem und deviantem Verhalten eine vage Einschätzung nach der eine Mehrzahl der Untersuchungen eine Zunahme von antisozialem Verhalten im Kontext von Gewalt aufweist. Dies gilt sowohl für den Bereich jugendlicher als auch den späterer Cannabiskonsumenten. Die Stärke des Zusammenhangs variiert stark und ist auch auf unterschiedliche Studienqualitäten zurückzuführen.

Personen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung weisen zu 22,0 – 43,1% im Laufe ihres Lebens auch eine substanzbezogene Störung auf (Jacobsen et al., 2001). Bei Personen mit anderen psychischen Störungen infolge einer oder mehrerer traumatischer Erfahrungen erhöht sich die Lebenszeitprävalenz für substanzbezogene Störungen weiter.